23.05.2007, 07:10
Salmonellen-Epidemie: Bakterien im Dessert waren Auslöser
Dienstag, 22. Mai 2007
Fulda - Die Salmonellen-Epidemie im Klinikum Fulda klingt drei Wochen nach ihrem Ausbruch langsam ab. Am Dienstag meldeten die Behörden noch zwei Neuinfektionen, eine davon in dem zum städtischen Klinikum gehörenden Seniorenzentrum. Das waren jedoch deutlich weniger als an den Vortagen.
Bei der Suche nach der Ursache der Epidemie kamen die Behörden unterdessen einen wichtigen Schritt voran: Laut dem Fuldaer Kreisgesundheitsamt sind die ersten Erkrankungsfälle mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein verunreinigtes Apfelmus-Sahne-Dessert zurückzuführen. Das habe die Befragung infizierter Mitarbeiter des städtischen Klinikums ergeben, sagte ein Sprecher des Amtes. Der Auslöser der zweiten Erkrankungswelle, die am 12. Mai begann, werde allerdings noch gesucht. Das Dessert komme nach derzeitigem Stand auch nur als Verursacher für Erkrankungen beim Personal, nicht aber bei Patienten infrage.
Seit Ausbruch der Epidemie haben sich im Klinikum und in dem Seniorenzentrum mehr als 260 Menschen mit den Bakterien infiziert. Acht Infizierte starben. Laut Klinikum gibt es jedoch nur in zwei der Todesfälle einen direkten Zusammenhang mit der Salmonellen-Erkrankung. In einem weiteren Fall bestehe ein „mittelbarer“ Zusammenhang.
Die Staatsanwaltschaft Fulda ermittelt inzwischen wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung. Geprüft werde, ob bei der Epidemie ein Verschulden einzelner Personen nachgewiesen werden könne, sagte Staatsanwalt Stephan Heres. Auch Sabotage-Vermutungen werde nachgegangen. Die Tatsache, dass die Erkrankungswelle zunächst abgeebbt, dann aber wieder ausgebrochen sei, „könnte dafür sprechen, dass jemand seine Finger im Spiel gehabt hat“, sagte Heres. Für die seit acht Tagen laufenden Ermittlungen hat die Justizbehörde eine eigene Arbeitsgruppe gebildet.
Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) warf der Krankenhausleitung unterdessen vor, das Problem zunächst „vielleicht ein bisschen bagatellisiert und nicht richtig angepackt“ zu haben. DGKH-Sprecher Klaus-Dieter-Zastrow kritisierte zugleich, dass die Fuldaer Klinik keinen Hygieniker beschäftige. „Dann wäre das nach zwei, drei Tagen vorbei gewesen“. Er verwies auf Regelungen in mehreren Bundesländern, wonach Krankenhäuser mit mehr als 400 Betten einen hauptamtlichen Hygieniker beschäftigen müssten.
© ddp/aerzteblatt.de
Diesen Artikel online lesen
Dienstag, 22. Mai 2007
Fulda - Die Salmonellen-Epidemie im Klinikum Fulda klingt drei Wochen nach ihrem Ausbruch langsam ab. Am Dienstag meldeten die Behörden noch zwei Neuinfektionen, eine davon in dem zum städtischen Klinikum gehörenden Seniorenzentrum. Das waren jedoch deutlich weniger als an den Vortagen.
Bei der Suche nach der Ursache der Epidemie kamen die Behörden unterdessen einen wichtigen Schritt voran: Laut dem Fuldaer Kreisgesundheitsamt sind die ersten Erkrankungsfälle mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein verunreinigtes Apfelmus-Sahne-Dessert zurückzuführen. Das habe die Befragung infizierter Mitarbeiter des städtischen Klinikums ergeben, sagte ein Sprecher des Amtes. Der Auslöser der zweiten Erkrankungswelle, die am 12. Mai begann, werde allerdings noch gesucht. Das Dessert komme nach derzeitigem Stand auch nur als Verursacher für Erkrankungen beim Personal, nicht aber bei Patienten infrage.
Seit Ausbruch der Epidemie haben sich im Klinikum und in dem Seniorenzentrum mehr als 260 Menschen mit den Bakterien infiziert. Acht Infizierte starben. Laut Klinikum gibt es jedoch nur in zwei der Todesfälle einen direkten Zusammenhang mit der Salmonellen-Erkrankung. In einem weiteren Fall bestehe ein „mittelbarer“ Zusammenhang.
Die Staatsanwaltschaft Fulda ermittelt inzwischen wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung. Geprüft werde, ob bei der Epidemie ein Verschulden einzelner Personen nachgewiesen werden könne, sagte Staatsanwalt Stephan Heres. Auch Sabotage-Vermutungen werde nachgegangen. Die Tatsache, dass die Erkrankungswelle zunächst abgeebbt, dann aber wieder ausgebrochen sei, „könnte dafür sprechen, dass jemand seine Finger im Spiel gehabt hat“, sagte Heres. Für die seit acht Tagen laufenden Ermittlungen hat die Justizbehörde eine eigene Arbeitsgruppe gebildet.
Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) warf der Krankenhausleitung unterdessen vor, das Problem zunächst „vielleicht ein bisschen bagatellisiert und nicht richtig angepackt“ zu haben. DGKH-Sprecher Klaus-Dieter-Zastrow kritisierte zugleich, dass die Fuldaer Klinik keinen Hygieniker beschäftige. „Dann wäre das nach zwei, drei Tagen vorbei gewesen“. Er verwies auf Regelungen in mehreren Bundesländern, wonach Krankenhäuser mit mehr als 400 Betten einen hauptamtlichen Hygieniker beschäftigen müssten.
© ddp/aerzteblatt.de
Diesen Artikel online lesen