14.07.2006, 04:33
Unbarmherzige
Samariter - Kolumne
Kein Genmais für
Hungernde
von Maxeiner & Miersch
Kaum
bemerkt von der Öffentlichkeit, hat die Direktorin der Diakonie Katastrophenhilfe letzte
Woche eine Entscheidung getroffen, die erheblichen Einfluß auf die ärmsten Länder der Erde
haben könnte. Frau Cornelia Füllkrug-Weitzel verfügte, gentechnisch verändertes Getreide
dürfe künftig nicht mehr für die Hungerhilfe eingesetzt werden. Schlimmer noch: Auch wenn
solche verbesserten Getreidesorten auf lokalen Märkten angeboten werden, sollen Helfer sie
boykottieren. Hilfsorganisationen sind in Entwicklungsländern ein Machtfaktor. Die Diakonie
Katastrophenhilfe nimmt 34,5 Millionen Euro im Jahr an Spenden, Zinsen und öffentlichen
Mitteln ein. Damit kann man in Haiti oder Äthiopien ziemlich selbstbewußt auftreten.
Saturierte deutsche Protestanten, die gern bei "Manufactum" und im Ökoladen
einkaufen, exportieren ihre Fortschrittsverachtung. Und dies im Namen der Nächstenliebe. In
Simbabwe, Sambia und Angola gelang es Anti-Gentechnik-Aktivisten, die Regierungen so zu
verunsichern, daß sie gespendeten Mais aus den USA nicht an die notleidende Bevölkerung
weitergaben, weil er - wie der gesamte Mais aus Amerika - auch gentechnisch veränderte
Sorten enthielt.
Viel mehr Menschenleben kostet der von grünen Aktivisten
verordnete DDT-Boykott. Überall, wo bei der Malariabekämpfung auf das potente Insektengift
verzichtet wurde, stieg die Zahl der Toten rasant an. Hunderttausende afrikanischer Kinder
könnten noch leben, wenn nicht westliche Eliten den Öko-Popanz DDT aufgebaut hätten.
Überall, wo sie es dürfen, nutzen Millionen von Kleinbauern die gentechnisch
verbesserten Pflanzensorten, mit denen sie Geld für Spritzmittel sparen und höhere Erträge
erzielen. Aber das deutsche Diakonische Werk weiß natürlich besser, was für die Menschheit
gut ist. In seiner Erklärung heißt es: "Wissenschaftliche Studien geben derzeit keinen
Aufschluß darüber, ob genmanipulierte Organismen schädlich für die menschliche Gesundheit
sind." Wo waren die Verfasser im Mai, als die Union der deutschen Akademien der
Wissenschaften klar und deutlich erklärte: "Kampagnen gegen Grüne Gentechnik entbehren
wissenschaftlicher Grundlage. Grüne Gentechnik bietet für die Entwicklungsländer große
Chancen. Lebensmittel aus geprüften, gentechnisch veränderten Kulturpflanzen sind sicher für
Mensch und Tier. Sie sind keine Gefahr für die Umwelt." Wo waren sie im Jahr 2004, als die
amerikanische Akademie der Wissenschaften resümierte: "Bis heute wurde kein nachteiliger
Gesundheitseffekt der Grünen Gentechnik auf den Menschen dokumentiert. Es ist
wissenschaftlich nicht gerechtfertigt, Produkte allein nach der Züchtungsmethode zu
beurteilen." Selten urteilen Wissenschaftler so einhellig und klar. Die Politik der Diakonie
Katastrophenhilfe steht jenseits aller wissenschaftlichen Vernunft und in ihrer Konsequenz -
lieber Menschen hungern lassen als amerikanischen Mais verteilen - auch jenseits jeglicher
Ethik. Doch es gab keine laute Kritik und keinen Protest dagegen. Der Beschluß wurde
schulterzuckend hingenommen, so wie die zahlreichen Zerstörungen von Versuchsfeldern in den
letzten Wochen. Herr Söder von der CSU biedert sich bei der Anti-Gentechnik-Lobby an, und
sein Parteifreund Seehofer hält sich bedeckt, bis er ganz sicher weiß, welcher Wind sein
Fähnchen am schönsten flattern läßt. Wenn Deutschland sich erneut von einer
Zukunftstechnologie verabschiedet, ist das nur eine weitere Episode im Niedergang einer
rückwärtsgewandten Nation. Schlimmer ist, wenn deutsche Hilfsorganisationen versuchen,
diesen Geist auch noch zu exportieren.
Artikel erschienen am Fr, 14. Juli
2006
< © WELT.de 1995 - 2006
Quelle:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/data/2006/07/14/958336.html">http://www.welt.de/data/2006/07/14/958336.html</a><!-- m -->
-----------------------
nGruß Drui
Samariter - Kolumne
Kein Genmais für
Hungernde
von Maxeiner & Miersch
Kaum
bemerkt von der Öffentlichkeit, hat die Direktorin der Diakonie Katastrophenhilfe letzte
Woche eine Entscheidung getroffen, die erheblichen Einfluß auf die ärmsten Länder der Erde
haben könnte. Frau Cornelia Füllkrug-Weitzel verfügte, gentechnisch verändertes Getreide
dürfe künftig nicht mehr für die Hungerhilfe eingesetzt werden. Schlimmer noch: Auch wenn
solche verbesserten Getreidesorten auf lokalen Märkten angeboten werden, sollen Helfer sie
boykottieren. Hilfsorganisationen sind in Entwicklungsländern ein Machtfaktor. Die Diakonie
Katastrophenhilfe nimmt 34,5 Millionen Euro im Jahr an Spenden, Zinsen und öffentlichen
Mitteln ein. Damit kann man in Haiti oder Äthiopien ziemlich selbstbewußt auftreten.
Saturierte deutsche Protestanten, die gern bei "Manufactum" und im Ökoladen
einkaufen, exportieren ihre Fortschrittsverachtung. Und dies im Namen der Nächstenliebe. In
Simbabwe, Sambia und Angola gelang es Anti-Gentechnik-Aktivisten, die Regierungen so zu
verunsichern, daß sie gespendeten Mais aus den USA nicht an die notleidende Bevölkerung
weitergaben, weil er - wie der gesamte Mais aus Amerika - auch gentechnisch veränderte
Sorten enthielt.
Viel mehr Menschenleben kostet der von grünen Aktivisten
verordnete DDT-Boykott. Überall, wo bei der Malariabekämpfung auf das potente Insektengift
verzichtet wurde, stieg die Zahl der Toten rasant an. Hunderttausende afrikanischer Kinder
könnten noch leben, wenn nicht westliche Eliten den Öko-Popanz DDT aufgebaut hätten.
Überall, wo sie es dürfen, nutzen Millionen von Kleinbauern die gentechnisch
verbesserten Pflanzensorten, mit denen sie Geld für Spritzmittel sparen und höhere Erträge
erzielen. Aber das deutsche Diakonische Werk weiß natürlich besser, was für die Menschheit
gut ist. In seiner Erklärung heißt es: "Wissenschaftliche Studien geben derzeit keinen
Aufschluß darüber, ob genmanipulierte Organismen schädlich für die menschliche Gesundheit
sind." Wo waren die Verfasser im Mai, als die Union der deutschen Akademien der
Wissenschaften klar und deutlich erklärte: "Kampagnen gegen Grüne Gentechnik entbehren
wissenschaftlicher Grundlage. Grüne Gentechnik bietet für die Entwicklungsländer große
Chancen. Lebensmittel aus geprüften, gentechnisch veränderten Kulturpflanzen sind sicher für
Mensch und Tier. Sie sind keine Gefahr für die Umwelt." Wo waren sie im Jahr 2004, als die
amerikanische Akademie der Wissenschaften resümierte: "Bis heute wurde kein nachteiliger
Gesundheitseffekt der Grünen Gentechnik auf den Menschen dokumentiert. Es ist
wissenschaftlich nicht gerechtfertigt, Produkte allein nach der Züchtungsmethode zu
beurteilen." Selten urteilen Wissenschaftler so einhellig und klar. Die Politik der Diakonie
Katastrophenhilfe steht jenseits aller wissenschaftlichen Vernunft und in ihrer Konsequenz -
lieber Menschen hungern lassen als amerikanischen Mais verteilen - auch jenseits jeglicher
Ethik. Doch es gab keine laute Kritik und keinen Protest dagegen. Der Beschluß wurde
schulterzuckend hingenommen, so wie die zahlreichen Zerstörungen von Versuchsfeldern in den
letzten Wochen. Herr Söder von der CSU biedert sich bei der Anti-Gentechnik-Lobby an, und
sein Parteifreund Seehofer hält sich bedeckt, bis er ganz sicher weiß, welcher Wind sein
Fähnchen am schönsten flattern läßt. Wenn Deutschland sich erneut von einer
Zukunftstechnologie verabschiedet, ist das nur eine weitere Episode im Niedergang einer
rückwärtsgewandten Nation. Schlimmer ist, wenn deutsche Hilfsorganisationen versuchen,
diesen Geist auch noch zu exportieren.
Artikel erschienen am Fr, 14. Juli
2006
< © WELT.de 1995 - 2006
Quelle:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/data/2006/07/14/958336.html">http://www.welt.de/data/2006/07/14/958336.html</a><!-- m -->
-----------------------
nGruß Drui