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EU denkt über Verbot von Kunststoffgeschirr nach
#6
Auf Coffee-to-go-Becher kann man als Endverbraucher:in in der Praxis nur dann verzichten, wenn man bereit ist, das benutzte Gefäß bis auf Weiteres mit sich herum zu schleppen - das muss man wollen. Allerdings gibt es neben der guten alten Thermoskanne ja schon schicke Kaffeebecher-Alternativen.

Kommerzielle Mehrwegbechersysteme scheitern in der Praxis an zwei Faktoren:
1. es gibt keine größeren Vertriebsverbünde, die die Becher gegenseitig anerkennen und auch dann zurücknehmen, wenn sie nicht im eigenen Laden gekauft wurden (ein ähnliches Problem siehe unten) und
2. die Becher müssten im Laden gespült werden und dazu müsste jeder Einzelhändler eine eigene Rücknahme- und Spüllogistik aufbauen.
Der Kaffee würde doppelt so teuer - gut gemeint, aber nicht realistisch.

Plastiktüten könnten dagegen sehr viel häufiger gegen Papier oder Mehrwegtüten/-Netze ersetzt werden. Letztere haben am Boden meist einen Barcode, der neben der Handelskette das Gewicht des Netzes (je nach Produkt immerhin ca. 30 g) ausweist und an der Kasse tariert wird.

Unsere privaten Einkaufstouren für den - meist - 2-Personen-Haushalt ähneln tatsächlich einem mittleren Umzug:
1. Mindestens ein Eierkarton (wobei bitte nur der Karton des jeweiligen Lieferanten zu benutzen ist, sonst geht das Ding nicht über den Kassenscanner), 
2. je nach Planung zwischen einem und sechs Mehrfachnetze für Obst und Gemüse (auch hier bitte fein sortiert nach der jeweiligen Supermarktkette, sonst kann das Eigengewicht des Beutels an der Kasse nicht abgezogen werden),
3. diverse Stoffbeutel für Spontankäufe lose angebotener Waren, Brot und Brötchen,
4. das Leergut von Milch- und Getränkeflaschen, Joghurtgläsern etc.,
5. die Klappkiste für den restlichen Krempel, der sich plötzlich im Einkaufswagen findet...
- gern würden wir auch den Stapel Altpapier für die Frischfischkäufe mitnehmen -

Mit dem o.g. Equipment ausgerüstet, kaufen wir durchschnittlich einmal pro Woche in einem normalen Supermarkt und noch nicht einmal im „Unverpackt“-Laden ein. Letzteren gibt´s sogar hier auf dem Land und der nimmt grundsätzlich gern geeignetes Einwickelpapier, Kartons, Schraubgläser aller Art entgegen, aber eben nicht in Corona-Zeiten, weil man dann ein separates Rücknahmesystem samt Spülmaschine vorhalten müsste, um sämtliche Hygienekontrolleure, QM-Manager und Auditoren glücklich zu machen...

Im Übrigen lässt sich ein solcher Einkauf nicht „mal eben schnell“ erledigen, denn schon das Sortieren des mitgebrachten Verpackungsmaterials entschleunigt ungemein. Zudem sollte Arbeitskleidung getragen werden, mit Kostümchen und Stöckelschuhen kommt Frau bei der Schlepperei nicht weit. Ach ja, und außerdem ist die Anschaffung eines Lastenfahrrads obligatorisch, denn das Lenkerkörbchen reicht nicht nicht für den Abtransport in Innenstädten - deshalb fahren auf dem Land konsequenterweise auch alle mit dem SUV-Schlachtschiff zum Einkaufen.

Bei Berücksichtigung der genannten Bedingungen: Warum andere Verbraucher:innen nicht konsequent mitmachen, verstehe ich gut, aber Müllreduzierung ist umweltbezogen eben ein Wert an sich. Da ist auch in Sachen Serviceoptimierung an der Kasse und bei der Vereinheitlichung der Mehrfachverpackungen noch jede Menge Luft nach oben ...
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RE: EU denkt über Verbot von Kunststoffgeschirr nach - von mglass - 22.04.2021, 12:25

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