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"Schwere hygienische Mängel"
#1
Hallo liebe Fachkreisler,

gestern wurde gemeldet, dass die Bäckerei Müller in Neufahrn (bei München) seine Produktion nach Feststellung schwerer hygienischer Mängel durch die zustaändigen Behörden gestoppt habe (Quelle: u.a. <!-- w --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de;">www.sueddeutsche.de;</a><!-- w --> <!-- w --><a class="postlink" href="http://www.backwelt.de">www.backwelt.de</a><!-- w -->).

Was kann ich mir unter "schweren hygienischen Mängeln" in einer Grossbäckerei vorstellen (ohne Mutmassungen anstellen zu wollen!)?
Auch wenn ich in einer industriellen Bäckerei tätig bin, habe ich keine Vorstellung davon, was für Mängel als "schwere hygienische Mängel" gelten?
- starker Befall mit Schadnagern mit Kot in Lebensmitteln
- Schaben in Zutaten
- Schimmelrasen auf Transportbändern und über offenen Anlagen
-...?

Welcher Zustand wird wie gewertet?

Mir fehlt da die Erfahrung und ich muss gestehen, dass ich schneint's in einem Musterbetrieb arbeite: einer der Auditoren hat mich letzte Woche (wir waren zufällig unter 4 Augen) gebeten ehrlich zu sagen, ob es bei uns immer so sauber sei? Und der andere Auditor meinte im Rundgang, dass er immer noch nicht glaube, dass er in einer Bäckerei sei. Okay, bei unserer Grösse und unserem Kundenkreis können wir uns etwas anderes nicht erlauben, wir haben die Schwelle zur industriellen Fertigung deutlich überschritten.


Oder habt Ihr andere Beispiele "schwerer hygienischer Mängel" abgesehen von gammeligem Fleisch?


Fragende Grüsse
Saftschubse
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#2
Hallo allerseits,

ein Kommentar zu diesem Thema mit Mutmaßungen zu den Ursachen kommt unter:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.backnetz.eu/tiki-read_article.php?articleId=5040">http://www.backnetz.eu/tiki-read_articl ... cleId=5040</a><!-- m -->

Dort wird auf einen anderen (früheren) Artikel mit dem Thema „Personaleinsparungen“ verwiesen.

(Ich weiß, das ist jetzt keine wirkliche Antwort auf deinen Diskussionsbeitrag, Saftschubse, ist aber eine allgemeine Ergänzung zum Thema).

Viele Grüße
Michael
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#3
Müller Brot schreibt auf seiner Homepage heute folgendes:


"MÜLLER-BROT stellt sich seiner Verantwortung
Stellungnahme vom 2.2.2012

MÜLLER-BROT führt derzeit in der Zentrale in Neufahrn umfangreiche Wartungsarbeiten durch. Am vergangenen Montag hat das Landratsamt Freising nach einer ganztägigen intensiven Prüfung an der Produktionsanlage hygienische Mängel festgestellt. Diese Mängel sind durch mechanische Verunreinigungen entstanden. Die Behörde hat daraufhin gegenüber MÜLLER-BROT Empfehlungen zur Beseitigung dieser Mängel ausgesprochen. Das Unternehmen nimmt deshalb die Empfehlungen sehr ernst und hat umgehend entschieden, die Produktion freiwillig einzustellen, um die Anlagen einer umfassenden und intensiven Wartung zu unterziehen. Die Sicherstellung von Spitzenqualität im Dienste des Kunden steht bei MÜLLER-BROT an erster Stelle.

Kommen aktuell noch frische Produkte aus der Produktionsstätte Neufahrn in den Handel?
In den Filialen werden derzeit keine frischen Produkte verkauft, die in Neufahrn produziert wurden. Wir kooperieren mit zuverlässigen Partnerunternehmen, um die Belieferung unserer Filialen mit frischen Produkten sicherzustellen. Wir bedauern es, falls Kunden vereinzelt auf gewohnte Produkte warten müssen.

Muss ich mir Gedanken um meine Gesundheit machen?
Nein, für Verbraucher bestand zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung. Die Sicherstellung von Spitzenqualität steht für MÜLLER-BROT an erster Stelle. Wir nehmen deshalb die Empfehlungen sehr ernst und führen die Arbeiten in enger Abstimmung mit dem Landratsamt Freising als zuständige Lebensmittelüberwachungsbehörde durch.

Wie können die Produkte frisch sein, wenn nicht produziert wird?
Um die Frische unserer Produkte auch während des Produktionsstopps sicherzustellen, arbeiten wir mit zuverlässigen Kooperationspartnern zusammen. Unsere Kunden können sicher sein, dass sie weiterhin täglich absolute Frische bei großer Auswahl bekommen. Vereinzelt kann es dazu kommen, dass unsere Kunden kurzzeitig auf gewohnte Produkte warten müssen, was wir bedauern.

Hat das Landratsamt MÜLLER-BROT zum Produktionsstopp gezwungen?
Die Einstellung der Produktion erfolgte freiwillig. Die Behörde hat gegenüber MÜLLER-BROT Empfehlungen zur Beseitigung von Mängeln ausgesprochen. Wir nehmen diese Empfehlungen sehr ernst und haben umgehend entschieden, die Produktion einzustellen. Aktuell arbeiten wir mit Hochdruck daran, die Anlagen einer umfassenden Wartung zu unterziehen. Dafür arbeiten wir vertrauensvoll mit dem Landratsamt Freising zusammen.

Kann MÜLLER-BROT in den kommenden Tagen seine Filialen beliefern?
Unsere Kunden können sicher sein, dass sie weiterhin täglich absolute Frische bei großer Auswahl bekommen. Wir kooperieren dafür mit zuverlässigen Partnerunternehmen. Wir bedauern es, falls Kunden vereinzelt auf gewohnte Produkte warten müssen. Gleichzeitig arbeiten wir mit Hochdruck daran, die Arbeiten an unserem Produktionsstandort in Neufahrn bis Ende dieser Woche abzuschließen."


<!-- sIcon_question: --><img src="{SMILIES_PATH}/icon_question.gif" alt="Icon_question:" title="Question" /><!-- sIcon_question: -->
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#4
Hallo Mirjam,

falls das tatsächlich stimmt, was besagte Firma als Erklärung abgibt, komme ich zu dem Schluss, dass die Reinigung in der Firma sehr schlampig durchgeführt wurde. Anders können "mechanische Verunreinigungen" wohl kaum entstehen. Evtl. wurde aus Kostengründen ja auch gar keine Reinigung durchgeführt, oder nur Sichtreingung, oder .. oder.. oder. In jedem Fall ein Eingeständnis.
Zitat
1- starker Befall mit Schadnagern (mit Kot in Lebensmitteln)
2- Schaben in Zutaten
3- Schimmelrasen auf Transportbändern und über offenen Anlagen

zu 1: = belegte Brötchen, gleich fertig gebacken
zu 2: = viele Proteine, gleich mit eingebacken
zu 3: = Gewürze, die besondere Geschmacksnote

Ich weiss, es ist ein bissiger Kommentar, aber mir geht immer die Hutschnur hoch, wenn ich höre oder lese, dass so wichtige Bereiche wie z.B. Reinigung derart vernachlässigt werden. Da fehlt nur noch die typische "Bäckererklärung": "wieso, wird doch alles mit 180 Grad gebacken, da passiert doch nichts."
Zum Glück sind das Ausnahmen. Die meisten Bäcker sehen Reinigung durchaus als Qulitätsmerkmal. Da wird es solche Vorfälle nicht geben.

Peter
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#5
Die Frage, welcher Zustand wie gewertet wird, beantwortet der zuständige LM-Kontrolleur mittels Checkliste, die je Kriterium unterschiedliche Wertungsskalen aufweist. Diese Checklisten kann man auf Nachfrage bei den meisten Veterinärämtern erhalten, beim LAVES wurden sie im Internet veröffentlicht. Auch die bisherigen Smiley-Checklisten sind aussagefähig.

Der Darstellung der Firma zufolge geht es wohl auch um mechanische Mängel an Maschinen und Geräten, denn hygienerelevante Verschmutzungen können durch Fremdkörper und Fremdstoffe aller Art, aber auch durch festgebrannte Backreste in die Produkte gelangen.
Es ist zu prüfen, ob und wo sich Teile lockern (Schrauben etc.), ein erhöhter Abrieb entsteht (Metallspäne, Kunststofffasern etc.), Glasbruchhavarie vorliegt oder Schmierstoffe gelöst werden (letzteres ist dann zwar meist eine chemische Verunreinigung, aber bei manchen Schmierfetten kann man fast meinen, sie seien feste Stoffe). Damit ist die Wartung betroffen, die hier unbedingt optimiert werden muss: Wartungsverträge prüfen, nachbessern oder die Wartungsfirma in Regress nehmen, bevor man ihr endgültig kündigt.

Als "erheblicher Mangel" wurde im Fall der Bäckerei Gaues in Hannover auch die Arbeitskleidung der gesamten Belegschaft (einschl. Meisterehepaar!!!) eingestuft, was übrigens auf den Pressefotos selbst für Laien erkennbar war: Man hatte den Eindruck, die Verfärbung ehemals weißer Bäckerkleidung sei auf die Hautfarbe der Mitarbeiter abgestimmt. Daraus ergab sich u. a. ein Hinweis darauf, dass zuviele "Angelernte" dort tätig sind und ich würde ggf. die Hygieneschulungen nicht nur hinsichtlich der Teilnahmebescheinigungen, sondern auch hinsichtlich der tatsächlichen Kenntnisse überprüfen.

Reinigungsprobleme treten in Bäckereien u. a. an Teigknetern, Sahneaufschlagmaschinen und Apricotiergeräten auf, von Teigkrusten an Türklinken, Schimmel in Raumecken und Staubablagerungen auf Flächen aller Art mal abgesehen. Auch Spritzbeutel sehen gern gruselig aus oder stinken, werden stockig etc.
Auch die Fahrzeughygiene ist noch nicht selbstverständlich: Krümelige Ladeflächen und schlecht gereinigte Stickenwagen sind da nur Randerscheinungen.

Wir sehen oft Probleme in Bäckereien, die belegte Brötchen anbieten, besonders bei Blattsalaten, Tomaten, Gemüsegurken und Radieschen (Frischgemüse wird oft nicht sorgfältig gewaschen = Clostridium lässt grüßen), aber auch im Umgang mit der Lagerung offener Waren, mit Anbruch etc. Gerade in Bäckereien, die hier ihr Sortiment erweitern, ist das Risikobewusstsein hinsichtlich der für ihr Gewerk ursprünglich untypischen Lebensmittelgruppen nicht zufriedenstellend.

Was sich merklich etabliert, ist ein hygienischer Umgang mit den Waren im Verkauf: Hier sind Gebäckzangen und Handschuhe bzw. das Zugreifen mittels Tüten inzwischen angekommen.
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#6
Hallo Maike,

Danke für Deine Ausführungen, wie gesagt: mir fehlt da die Erfahrung.

In der Zwischenzeit tönen die Berichte etwas anders als noch gestern, Müller Brot produziert wohl schon seit Montag nicht mehr und es geht wohl auch um massiven "Besuch" von Schädlingen.

Vorhin im Auto habe ich mir etwas vorgestellt: Hier in der Schweiz kann man sich als Privatperson gegen Ende des Jahres eine Prämie je Mäuseschwanz abholen - ob das auch für ein Dutzend Schaben umsetzbar ist? <!-- s:twisted: --><img src="{SMILIES_PATH}/icon_twisted.gif" alt=":twisted:" title="Twisted Evil" /><!-- s:twisted: -->

Gut dass es schon einige Jahre her ist, dass ich wissentlich etwas von Müller gegessen habe (habe ja im Nachbarort studiert)!
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#7
Was ich mich nur dabei frage:

"Müller-Brot sei vonseiten der unabhängigen Auditoren der IFS (International Food Standard) im Mai 2011 mit 96 Prozent, dem höchstmöglichen Niveau, bewertet worden. "
Q.: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.lebensmittelpraxis.de/industrie/5027-verliert-den-kunden-lidl.html">http://www.lebensmittelpraxis.de/indust ... -lidl.html</a><!-- m -->

Entweder hat der Auditor geschlafen, die R&D-Listen sind danach verschwunden oder sonstwas... Die 96% passen kaum zu dem, was nun jetzt in den Medienberichten zu lesen ist.

Ein Schelm, der böses dabei denkt... bestätigt meine Meinung über IFS <!-- s:twisted: --><img src="{SMILIES_PATH}/icon_twisted.gif" alt=":twisted:" title="Twisted Evil" /><!-- s:twisted: -->
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#8
LuxQM, du schreibst meine Gedanken nieder... und die Zertifizierungsgesellschaft ist keine unbekannt.

LG
Saftschubse
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#9
Wer war es denn?
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#10
Hallo LuxQM,

es ist nicht mehr online und auf der Seite des IFS gibt es in der Zwischenzeit eine Stellungnahme:

Stellungnahme des IFS zu Müller Brot, Neufarm

Der IFS wertet mit Hochdruck die Bewertungsergebnisse der Zertifizierungsstelle aus, die zuletzt für die Überprüfung der Zentralbäckerei von Müller-Brot im oberbayerischen Neufahrn zuständig war. Die Zertifizierungsstelle wurde um Stellungnahme gebeten. Das Landratsamt Freising hatte in dem Betrieb Hygienemängel festgestellt. Dem Auditor waren dagegen nur wenige Abweichungen vom IFS-Standard aufgefallen.


IFS Standards helfen bei der Umsetzung lebensmittel- bzw. produktsicherheitsrechtlicher Vorschriften und geben allen Produzenten bzw.
Servicedienstleistern einheitliche Vorgaben in Bezug auf Lebensmittel bzw. Produktsicherheit und Qualität. Betriebe, die den IFS-Standard
umsetzen, können ihre Prozesse optimieren und neben der Steigerung der Lebensmittelsicherheit auch die Reklamationsrate und die Zahl der Rückrufe senken.

Zertifizierungsstellen des IFS und deren Auditoren werden direkt vom jeweiligen Unternehmen beauftragt. Die Audits finden alle 12 Monate statt. Sämtliche Zertifizierungsstellen benötigen eine Akkreditierung nach der Norm der EN 45011, die in Deutschland die Akkreditierungsstelle Dakks erteilt, sowie einen Vertrag mit dem IFS. Alle IFS-Auditoren müssen durch die Zertifizierungsstelle ausgebildet sein und eine Aufnahmeprüfung des IFS bestehen.


Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht sagen, ich denke für die Zertifizierungsgesellschaft ist die Situation auch nicht gerade angenehm. Ich hoffe du hast Verständnis?

Gruss
Mirjam
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#11
denkt bitte daran, dass das Audit bereits über ein halbes Jahr her ist.
Eine Bäckerei ist leider nun mal ein Schlaraffenland für einige Schädlinge. Das bedeutet auch die Vermehrungsrate wird hoch sein. Wir unterhalten uns hier bei Nagern pro Pärchen um mehrere Hundert Nachfolger, bei Schaben liegt die Vermehrungsrate pro Pärchen in diesem Zeitraum im sechsstelligen Bereich.
Da kann also schnell was entstehen, wenn man nicht aufpasst.

bisdenndann

Peter
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#12
Hallo Peter,

da hast Du sicher nicht unrecht, aber wenn ich mir die offizielle Mitteilung des Landratsamtes ansehe und in dieser geschrieben steht, dass es in den letzten Monaten/Jahren mehrere Begehungen mit Massnahmen, Sperrungen einzelner Produktionsbereiche und Rückrufen von Waren aus dem Markt gab, dann müsste sich das zum einen in Aufzeichnungen wiederfinden und zum anderen müsste es dann auch (ich kann es mir kaum anders vorstellen) an verschiedenen Stellen sichtbar sein.

LG
Saftschubse
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#13
Saftschubse schrieb:aber wenn ich mir die offizielle Mitteilung des Landratsamtes ansehe und in dieser geschrieben steht, dass es in den letzten Monaten/Jahren mehrere Begehungen mit Massnahmen, Sperrungen einzelner Produktionsbereiche und Rückrufen von Waren aus dem Markt gab, dann
frage ich mich, wie man auf 96% kommt <!-- s:twisted: --><img src="{SMILIES_PATH}/icon_twisted.gif" alt=":twisted:" title="Twisted Evil" /><!-- s:twisted: -->

Und diese Stellungnahme können die sich knicken. Davon ist der größte Teil allgemeines BlaBlah. (Vor allem die letzten beiden Absätze. Was soll denn sowas?!)

Oh mannomann, ich habe den falschen Nicknamen für das Forum hier gewählt...
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#14
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.lebensmittelpraxis.de/industrie/5037-21-mal-besuch-von-kontrolleuren.html">http://www.lebensmittelpraxis.de/indust ... euren.html</a><!-- m -->

Wasser auf die Mühlen der Kritiker <!-- sIcon_smile --><img src="{SMILIES_PATH}/icon_smile.gif" alt="Icon_smile" title="Smile" /><!-- sIcon_smile -->
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#15
Auf der Seite des Landratsamtes Freising kann man [urlhttp://www.kreis-freising.de/landratsamt/pressemitteilungen/pressedetails/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=1071&cHash=938eef0005acc65cc482f5af2cacef7d]die Vita von Müller Brot der letzten 3 Jahre[/url] nachlesen.

Da kann man echt nur mit dem Kopf schütteln und sich so einiges fragen...



Bei meinem Dorf-Bäcker kann man durch ein Fenster in die Backstube schauen, im Zusammenhang mit den hier diskutierten Gegebenheiten eine echte Beruhigung.
Und für "meinen" Betrieb (ja nun auch eine industrielle Bäckerei) kann ich diesbezüglich guten und reinen Gewissens gerade stehen.

LG
Saftschubse
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