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MRSA
#1
Hallo zusammen,

nachdem die durch EHEC ausgelöste Panik langsam abklingt, macht sich ein aus meinen Augen viel gefährlicherer Keim breit.

Der als Krankenhauskeim bekannte MRSA wurde nun auch, in einer abgewandelten Variante, in Geflügelfleisch nachgewiesen.

Ich habe hier http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/mrsa113.html einen Bericht gefunden, den ich für sehr interessant halte.

Viele Grüße
Michael
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#2
Danke für den Link, der Bericht ist hochinteressant! Und vom Inhalt natürlich extrem erschreckend – der Begriff „mikrobiologische Apokalypse“ ist da ganz richtig.

Der Zusammenhang mit der Massentierhaltung erscheint ja schon plausibel. Ich denke, die Endverbraucherpreise beim Geflügelfleisch sind einfach zu niedrig. Wenn ein ganzes Tiefkühl-Masthähnchen, wie in der Reportage gesagt wurde, gerade mal 2,65 Euro kostet, dann erscheint mir das abenteuerlich niedrig, alleine in Anbetracht dessen, was ein Huhn so frisst. Kostenmäßig dürfte man da im unrealistischen Bereich sein; entsprechend hohe Besatzdichten sind da nicht verwunderlich. (Ich selbst habe mal ein paar Monate so wo gearbeitet, aber dort war es extensive Freilandhaltung mit geringer Besatzdichte , explizit mit der Intention artgerechter Tierhaltung und entsprechend höheren Kosten und Preisen).

Interessanterweise sieht das Robert-Koch-Institut die Hauptgefahr für Verbraucher nicht im Verzehr (sofern durcherhitzt wird), sondern einer Infektion per Auftauwasser über Mikroverletzungen an den Händen. Entsprechend wird empfohlen, auch im Privatbereich bei der Zubereitung von Geflügel Einweghandschuhe zu tragen. Natürlich löst das nicht das generelle Problem, dient aber immerhin dem Selbstschutz.

Auf jeden Fall lohnt es sich, die kurze Reportage (knapp 9 Minuten) anzuschauen.

Gruß
Michael (der andere, dann entsprechend)
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#3
Hallo Ihr Zwei,

nun tut mal nicht so, als wüsstet Ihr das nicht schon länger. Ist doch ein alter Hut, dass MRSA in Lebensmitteln vorhanden sind oder etwa nicht? Natürlich. Auch dem BfR, dem RKI und all Denjenigen, die sich damit mehr oder auch weniger beschäftigen, ist es klar. Eigentlich wollte ich ja nicht noch einmal gesondert darauf hinweisen. Ist schon schlimm genug für die Verbraucher zu realisieren, dass sie nur "hinters Licht" geführt werden. Doch Gott sei Dank gibt es ja solcher Portale wie diese hier, obwohl der Fachkreis Lebensmittelhygiene e.V. in seiner Art einzigartig ist, aber genug des Lobes (ist aber wirklich so) hier nun 2 Vorträge, die zum Thema passen.
Tier- assoziierte MRSA -Besiedlung und Infektion beim Menschen?
Methicillin resistente Staphylococcus aureus (MRSA) in der Lebensmittelkette

Also bekannt ist das schon länger, nur kommuniziert wurde es bisher noch nicht in der breiten Öffentlichkeit. Irgendwann kommt eben alles ans Tageslicht.
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#4
Guten Morgen Ratatouille,

danke für die beiden Links, die das Thema sehr schön ergänzen und noch genauere Daten liefern.

Du hast schon recht, theoretisch gewusst habe ich das schon. Aber meine emotionale Reaktion (Erschrecken) war trotzdem echt!

Küzrlich habe ich das interessante Buch Nutztiere in der Lebensmittelkette (Stuttgart 2009) von Prof. Dr. med. vet. Reinhard Fries von der FU Berlin gelesen. Anders als der Titel vermuten liese, geht es hierin um mikrobiologische Fragen bei Tierhaltung und Schlachtvorgang, und dort wird das MRSA-Problem auf Seite 62 thematisiert.

Ich habe ja auch heute noch beruflich mit der Fleischwirtschaft zu tun (siehe meine Website), aber in Kontakt mit Schlachtkörpern komme ich dadurch nicht. Deswegen war das Wissen für mich bislang eher theoretisch. Auch habe ich MRSA immer überwiegend als ein Problem der Krankenhäuser betrachtet.

Dass das für mich als Verbraucher (der ich ja auch bin) konkret eine Gefährdung darstellen könnte, ist mir erst gestern beim Ansehen der Reportage so richtig klar geworden. Gerade im Umgang mit ganzem Geflügel und Geflügelteilen kann man sich ja in der Küche ganz schnell mal verletzen, bei den spitzen Knochen, die die haben. Und das bei einem erschreckend hohen Anteil MRSA-positiver Proben, z.B. 60% bei Putenschlachtkörpern, und beim Putenfleisch auf Einzelhandelsebene dann immerhin noch ca. 42% (Werte aus dem Vortrag von Tenhagen et al, 25.03.11).

Der wirkliche Unterschied besteht ja in der Risikoeinschätzung für die Allgemeinbevölkerung, d.h. wie wahrscheinlich es ist, dass aus den vorhandenen Keimen bei Verbrauchern dann tatsächlich eine Infektion resultiert. Und anders als bisherige Berichte sieht die Fernsehreportage sehr wohl ein Risiko für die Allgemeinbevölkerung und gibt sogar eine konkrete Handlungsempfehlung (Schutzhandschuhe) für die Küche; insofern ist das also schon neu.

Viele Grüße
Michael
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#5
Einen wunderschönen guten Abend,

ich würde gerne in diesem Zusammenhang, ähnlich wie bei EHEC, die Kirche im Dorf lassen. Gerade solche aussagekräftigen Kommentare wie: "… Die Angst hat immer mitgegessen … schwerkrank durch Lebensmittel, das versetzt uns quasi zurück in Mittelalter … " oder
"... das Stück für 2,99 €, Billigfleisch aus der Massentierhaltung …" "… Tiere als Brutstätte für gefährliche Keime …" Hier stellt sich für mich die Frage, was ist mit diesen Aussagen gemeint. Im Mittelalter lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei 35 Jahren. Unterernährung, Hungersnöte und Seuchen waren stark verbreitet. Ist es jetzt auch so?

Auch ich finde es für die Tiere viel besser, auf Massentierhaltung zu verzichten. Ich würde gerne mein Hähnchen von einem Bauernhof beziehen, wo die Tiere frei leben können. Dabei empfände ich aber tausend Tiere schon als kritische Grenze. Aber, bleiben wir dabei. 1.000 Tiere, betreut von einer Person. Ein Monatseinkommen von 1.500 Euro ist, denke ich, angemessen. Das macht 1,50 € pro Tier und Monat. Bei einem Schlachtalter von 6 Monaten wären wir bei 9,00€. Zuzüglich Abschreibungen für die Ställe, Futter, Anschaffung der Jungtiere, Pflege der Auslaufflächen … ach ja, die Steuern. Dem Bauern bleiben von den 1.500 Euro monatlich ja nur 800 € zum Leben und wir müssen auf die 9 Euro auch noch 0,63€ Mehrwertsteuern zahlen. Zusammenfassend hieße das, dass sich unser Beispielbauer seine eigenen Hähnchen nicht leisten könnte. So, ...und jetzt bitte noch einmal die Diskussion um die Notwendigkeit von Massentierhaltung

"… multiresistente Eiterbakterien … Eiterkeim ..."Grundsätzlich möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass Staphylokokken natürlicherweise die Schleimhäute von Menschen und Tieren besiedeln und auch in der Umwelt vorkommen. Es ist also keine Form mangelnder Hygiene, wenn auf einem rohen Hühnchen Staphylokokken nachweisbar sind. Diese wären auch bei Bio-Hähnchen nachweisbar, bei denen nur ein sehr dezenter Antibiotikaeinsatz gestattet ist.

Ich denke, wer diesem Beitrag recht gibt, der sollte sich auch über die Konsequenzen klar werden. Antibiotika für Tiere verbieten. Dann würde die Tiere zwar leiden, aber wir können uns sicherer sein. Ist das die Aussage des Beitrags? Oder soll hier mit "Bad News" Geld gemacht werden?
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