29.01.2007, 15:15
Ärzte
Zeitung, 29.01.2007
HINTERGRUND
Auf der "Queen Elizabeth 2", einem der größten
Kreuzfahrschiffe der Welt, sind hunderte Passagiere an Brechdurchfällen
erkrankt.
Zahl der Norovirus-Infektionen auf Kreuzfahrtschiffen steigt
rapide
Von Pete Smith
Innerhalb weniger Wochen sind auf
mehreren Kreuzfahrtschiffen Hunderte von Urlaubern und Besatzungsmitgliedern an
Brechdurchfällen durch Noroviren erkrankt. Betroffen sind nicht von ungefähr die größten
Schiffe der Welt.
Den Anfang machte Ende November vergangenen Jahres das von der
US-Kreuzfahrtgesellschaft "Royal Caribbean" betriebene weltgrößte Kreuzfahrtschiff "Freedom
of the Seas". Damals erkrankten 380 Patienten an Brechdurchfällen. Keine zwei Wochen später
waren auf demselben Schiff nach einem erneuten Norovirus-Ausbruch 108 Urlauber betroffen.
Zuletzt traf es 276 Passagiere und 28 Besatzungsmitglieder des Luxusliners "Queen Elizabeth
2", der 2000 Urlaubern und 1000 Crew-Mitgliedern Platz bietet (die "Ärzte Zeitung"
berichtete). Damit setzt sich ein Trend fort, der schon seit Jahren zu beobachten
ist.
Europäische Seuchenbehörde ließ Ausbrüche
untersuchen
Dass die Zahl der Norovirus-Infektionen auf
Kreuzfahrtschiffen in den vergangenen Jahren rapide gestiegen ist, hatte im August 2006
bereits ein von der Europäischen Seuchenbehörde ECDC eingesetztes Expertenteam
herausgefunden. Danach hat man allein in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres insgesamt
35 Ausbrüche gastrointestinaler Infektionen mit Noroviren auf insgesamt dreizehn
Kreuzfahrtschiffen registriert, berichteten Marion Koopmans vom Nationalen Institut für
Öffentliche Gesundheit in Bilthoven, Niederlande, und Kollegen aus England und Schweden auf
der Homepage des ECDC-Mitteilungsblatts (<!-- w --><a class="postlink" href="http://www.eurosurveillance.org">www.eurosurveillance.org</a><!-- w -->). Dabei erkrankten 1088
Menschen.
Als erste Reaktion auf solch einen Ausbruch werden in die Regel zunächst
die Hygienestandards erhöht: Putzkolonnen desinfizierten das gesamte Schiff, Türgriffe,
Geländer und selbst die Chips in den Spielkasinos werden mehrfach täglich abgewischt, und
die Selbstbedienung am Buffet wird vorübergehend eingestellt.
Strikte
Hygiene scheint das Problem nicht lösen zu können
Doch strikte Hygiene
allein scheint das Problem nicht lösen zu können. Kreuzfahrtschiffe sind nämlich ideale
Brutstätten für Viren aller Art, reicht doch oft schon ein einziger Infektionsherd aus, dass
sich die Erreger in der Abgeschlossenheit eines Schiffs explosionsartig vermehren. So werden
auch immer wieder Grippe-Epidemien und andere sich schnell ausbreitende Krankheiten auf
Kreuzfahrtschiffen beobachtet.
Am häufigsten indes sind Infektionen mit Noroviren,
was daran liegen mag, dass Stuhl und Erbrochenes von Erkrankten hoch-infektiös und Noroviren
in der Umwelt zudem sehr stabil sind. Im Anschluss an ihre Kontrollen wiesen die Experten
von der Europäischen Seuchenkontrolle im vergangenen Jahr noch auf ein weiteres Problem hin:
Die virologischen Untersuchungen hatten nämlich ergeben, dass die auf den 13
Kreuzfahrtschiffen registrierten Erkrankungen durch zwei neue Varianten des GGII4-Stammes
der Noroviren verursacht wurden. Auch dies könne eine Ursache für den Anstieg der
Infektionen auf Kreuzfahrtschiffen sein, hieß es.
Auch in deutschen
Altenheimen und Kliniken ist die Zahl der gemeldeten Brechdurchfälle durch Noro-viren in den
vergangenen Monaten stark gestiegen (wir berichteten). Die Erkrankungszahlen seit November
2006 seien ähnlich hoch wie bei der heftigen Winterepidemie vor zwei Jahren, teilte das
Robert-Koch-Institut auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" mit. In der Norovirus-Saison von
November bis März komme es regelmäßig zu solchen Erkrankungszahlen, so das RKI. Im
vergangenen Jahr sind in Deutschland insgesamt 74 445 solcher Erkrankungen an das RKI
gemeldet worden.
Noroviren
Noroviren sind
weltweit verbreitet. 30 Prozent der nicht bakteriellen Gastroenteritiden bei Kindern und 50
Prozent derjenigen bei Erwachsenen werden durch den Erreger verursacht. Kinder unter fünf
Jahre und alte Menschen über 70 Jahre erkranken besonders oft daran. Die Viren sind die
häufigste Ursache von Gastroenteritis-Ausbrüchen in Gemeinschaftseinrichtungen, Kliniken und
Heimen und werden in den vergangenen Jahren auch verstärkt auf Kreuzfahrtschiffen als
Ursache von Massen- erkrankungen identifiziert.
Copyright © 1997-2007 by Ärzte
Zeitung
***********
Gruß
Drui
Zeitung, 29.01.2007
HINTERGRUND
Auf der "Queen Elizabeth 2", einem der größten
Kreuzfahrschiffe der Welt, sind hunderte Passagiere an Brechdurchfällen
erkrankt.
Zahl der Norovirus-Infektionen auf Kreuzfahrtschiffen steigt
rapide
Von Pete Smith
Innerhalb weniger Wochen sind auf
mehreren Kreuzfahrtschiffen Hunderte von Urlaubern und Besatzungsmitgliedern an
Brechdurchfällen durch Noroviren erkrankt. Betroffen sind nicht von ungefähr die größten
Schiffe der Welt.
Den Anfang machte Ende November vergangenen Jahres das von der
US-Kreuzfahrtgesellschaft "Royal Caribbean" betriebene weltgrößte Kreuzfahrtschiff "Freedom
of the Seas". Damals erkrankten 380 Patienten an Brechdurchfällen. Keine zwei Wochen später
waren auf demselben Schiff nach einem erneuten Norovirus-Ausbruch 108 Urlauber betroffen.
Zuletzt traf es 276 Passagiere und 28 Besatzungsmitglieder des Luxusliners "Queen Elizabeth
2", der 2000 Urlaubern und 1000 Crew-Mitgliedern Platz bietet (die "Ärzte Zeitung"
berichtete). Damit setzt sich ein Trend fort, der schon seit Jahren zu beobachten
ist.
Europäische Seuchenbehörde ließ Ausbrüche
untersuchen
Dass die Zahl der Norovirus-Infektionen auf
Kreuzfahrtschiffen in den vergangenen Jahren rapide gestiegen ist, hatte im August 2006
bereits ein von der Europäischen Seuchenbehörde ECDC eingesetztes Expertenteam
herausgefunden. Danach hat man allein in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres insgesamt
35 Ausbrüche gastrointestinaler Infektionen mit Noroviren auf insgesamt dreizehn
Kreuzfahrtschiffen registriert, berichteten Marion Koopmans vom Nationalen Institut für
Öffentliche Gesundheit in Bilthoven, Niederlande, und Kollegen aus England und Schweden auf
der Homepage des ECDC-Mitteilungsblatts (<!-- w --><a class="postlink" href="http://www.eurosurveillance.org">www.eurosurveillance.org</a><!-- w -->). Dabei erkrankten 1088
Menschen.
Als erste Reaktion auf solch einen Ausbruch werden in die Regel zunächst
die Hygienestandards erhöht: Putzkolonnen desinfizierten das gesamte Schiff, Türgriffe,
Geländer und selbst die Chips in den Spielkasinos werden mehrfach täglich abgewischt, und
die Selbstbedienung am Buffet wird vorübergehend eingestellt.
Strikte
Hygiene scheint das Problem nicht lösen zu können
Doch strikte Hygiene
allein scheint das Problem nicht lösen zu können. Kreuzfahrtschiffe sind nämlich ideale
Brutstätten für Viren aller Art, reicht doch oft schon ein einziger Infektionsherd aus, dass
sich die Erreger in der Abgeschlossenheit eines Schiffs explosionsartig vermehren. So werden
auch immer wieder Grippe-Epidemien und andere sich schnell ausbreitende Krankheiten auf
Kreuzfahrtschiffen beobachtet.
Am häufigsten indes sind Infektionen mit Noroviren,
was daran liegen mag, dass Stuhl und Erbrochenes von Erkrankten hoch-infektiös und Noroviren
in der Umwelt zudem sehr stabil sind. Im Anschluss an ihre Kontrollen wiesen die Experten
von der Europäischen Seuchenkontrolle im vergangenen Jahr noch auf ein weiteres Problem hin:
Die virologischen Untersuchungen hatten nämlich ergeben, dass die auf den 13
Kreuzfahrtschiffen registrierten Erkrankungen durch zwei neue Varianten des GGII4-Stammes
der Noroviren verursacht wurden. Auch dies könne eine Ursache für den Anstieg der
Infektionen auf Kreuzfahrtschiffen sein, hieß es.
Auch in deutschen
Altenheimen und Kliniken ist die Zahl der gemeldeten Brechdurchfälle durch Noro-viren in den
vergangenen Monaten stark gestiegen (wir berichteten). Die Erkrankungszahlen seit November
2006 seien ähnlich hoch wie bei der heftigen Winterepidemie vor zwei Jahren, teilte das
Robert-Koch-Institut auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" mit. In der Norovirus-Saison von
November bis März komme es regelmäßig zu solchen Erkrankungszahlen, so das RKI. Im
vergangenen Jahr sind in Deutschland insgesamt 74 445 solcher Erkrankungen an das RKI
gemeldet worden.
Noroviren
Noroviren sind
weltweit verbreitet. 30 Prozent der nicht bakteriellen Gastroenteritiden bei Kindern und 50
Prozent derjenigen bei Erwachsenen werden durch den Erreger verursacht. Kinder unter fünf
Jahre und alte Menschen über 70 Jahre erkranken besonders oft daran. Die Viren sind die
häufigste Ursache von Gastroenteritis-Ausbrüchen in Gemeinschaftseinrichtungen, Kliniken und
Heimen und werden in den vergangenen Jahren auch verstärkt auf Kreuzfahrtschiffen als
Ursache von Massen- erkrankungen identifiziert.
Copyright © 1997-2007 by Ärzte
Zeitung
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Gruß
Drui